Kokain


Substanz


Kokain ist das Hauptalkaloid verschiedener Cocastraucharten und wird zur Gruppe der Stimulanzien gezählt. Kokain liegt meist als weißes, kristallines, pulverförmiges Kokainhydrochlorid vor; es ist geruchlos, hat einen bitteren Geschmack und wirkt betäubend auf die Schleimhäute. Andere Bezeichnungen sind z. B.: Koks, Charly, Coke, Cola, Schnee, Stardust, Nose Candy.
Kokain wird meist gesnieft, seltener gespritzt oder chemisch aufbereitet als Base geraucht (spezifische Informationen zu Crack/Freebase findest Du in einem separaten Faltblatt). Der Wirkstoffgehalt des als Kokain verkauften Pulvers liegt durchschnittlich bei 30 – 50 %, kann aber nach oben und unten stark variieren. Auf dem Schwarzmarkt erhältliches Kokain enthält meist diverse Streckstoffe; typische nicht-psychoaktive Beimengungen sind: Milchzucker, Mannit (Zuckeralkohol), Traubenzucker, Lidocain (Lokalanästhetikum; um den schleimhautbetäubenden Effekt von Kokain nachzuahmen) und Paracetamol. Psychoaktiv wirksame Streckmittel sind u. a. Coffein und Amphetamin.

Wirkung



Die Wirkung ist u.a. abhängig von Dosis, Reinheitsgrad, Gewöhnungseffekten, Konsumform sowie von Set (innerer Zustand) und Setting (Umfeld) des Users.

Beim Sniefen: Wirkungseintritt nach 2 – 3 min, Wirkdauer 30 min bis zu 2h. Beim Spritzen oder Rauchen tritt die Wirkung innerhalb von Sekunden ein, die Wirkdauer liegt bei etwa 5 – 20 min. Bei Dauerusern ist die Wirkung spürbar kürzer.

Dosierung: Angaben zur empfohlenen Dosis beim Sniefen schwanken zwischen 25 mg und 60 mg pro Line für eine etwa 75 kg schwere Person (bei einem durchschnittlichen Wirkstoffgehalt; s. o.). Wenn Du weißt, dass Dein Kokain einen hohen Wirkstoffgehalt hat, pass die Dosierung dementsprechend an. Bei i. v.-Konsum deutlich niedriger dosieren (Anfangsdosis: nicht mehr als 10 mg)!
Kokain erhöht hauptsächlich die Konzentration des Botenstoffs Dopamin in den synaptischen Spalten zwischen den Nervenzellen im Gehirn, indem es dessen Wiederaufnahme in die Nervenzellen hemmt. Dopamin beinflusst bzw. verstärkt u. a. die Motorik, die Wahrnehmung und die Emotionen. Dopamin ist ein positiver Verhaltensverstärker, d. h., eine höhere Dopaminkonzentration im Gehirn bewirkt eine Verknüpfung bestimmter Tätigkeiten und Ereignisse mit Belohnungsgefühlen. Das hat zur Folge, dass man diese wiederholen möchte.

So kann es zu folgenden Wirkungen kommen:
Euphorie, stark gesteigertes Selbstvertrauen, Ausgelassenheit, Wegfall von Hemmungen und Ängsten, Gefühl der Stärke, erhöhte Risikobereitschaft, starker Bewegungsdrang, motorische Hyperaktivität, Redseligkeit (Laberflash), Abnahme der (Selbst-)Kritikfähigkeit.
Erhöhter Blutdruck, erhöhte Pulsfrequenz, Gefäßverengung, Erweiterung der Bronchien (und Bronchiolen), Anstieg der Körpertemperatur, Pupillenerweiterung.
Unterdrückung von Hunger, Durst und Müdigkeit. Meist gesteigerte Lust auf und Fähigkeit zum Sex, aber auch verminderte Libido und Erektionsstörungen möglich.

Nachweiszeit


im Blut: Kokain bis zu 6 h, Stoffwechselprodukt Benzoylecgonin einige Tage
im Urin: Kokain 6 – 12 h, Benzoylecgonin bis zu 3 Tage, bei häufigem Konsum 15 – 22 Tage.

Kurzeitnebenwirkungen


Erhöhtes Herzinfarktrisiko sowie erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Angina-Pectoris-Anfalls (starke Brustenge), da unter Kokainwirkung Herzschlagfolge und Blutdruck stark ansteigen und der Sauerstoffbedarf des Herzens erhöht ist. Zugleich kann Kokain Verkrampfungen der Herzkranzgefäße auslösen und die Blutgerinnung aktivieren. Der durch die Droge erhöhte Sauerstoffbedarf kann deshalb nicht mehr gedeckt werden. So kann es zum Herzinfarkt kommen.

Mögliche psychische Nebenwirkungen:

Unsicherheit, Angst, Störungen im Denkablauf, innere Unruhe, gesteigerte Aggressivität, Reizbarkeit. Bei sehr hohen Dosierungen können Angstzustände bis hin zu paranoiden Anfällen, depressiven Verstimmungen und Wahnvorstellungen auftreten. Außerdem Gefahr von Kollaps und Kokainhalluzinationen (z. B. Kribbeln unter der Haut, wie Würmer). Überdosis kann zum Tod durch Atemlähmung führen.
Nach dem Konsum bzw. Abklingen der Wirkung depressive Verstimmung und Niedergeschlagenheit möglich. Physische und psychische Erschöpfung. User berichten von einem hohen Drang nachzulegen, um den unangenehmen Gefühlen beim Runterkommen zu begegnen.

Langzeitnebenwirkungen



Bei häufigem Kokainkonsum über einen längeren Zeitraum können sich die Nebenwirkungen verstärken. Beim Sniefen werden Nasenschleimhäute und Nasenscheidewand stark angegriffen. Möglich sind: häufiges Nasenbluten und eine starke Beeinträchtigung bis zum Verlust des Geruchssinnes.

Schwächung des Körperabwehrsystems durch mangelnde Zufuhr von Mineralien/Vitaminen: erhöhte Infektionsanfälligkeit. Es kann zum Gewichtsverlust aufgrund von Unterernährung als Folge des verminderten Hungergefühls kommen. Sexuelle Dysfunktion möglich.

Außerdem: Herz-Kreislauf-Schäden durch permanente Gefäßverengung (Blutdruckanstieg), Zittern, Krampfanfälle, Leberschäden, Herzrhythmusstörungen und im Extremfall Herzinfarkt oder Hirnschlag.
Veränderung des Denk-Bewegungs-Ablaufs (nervöse Zuckungen, gesteigerte Aktivität).
Es kann zu Depressionen, Gereiztheit, starken Stimmungsschwankungen, Wahnvorstellungen, Schizophrenie und starken Persönlichkeitsstörungen kommen. Wissenschaftlich diskutiert werden bleibende Störungen des Kurzzeitgedächtnisses bzw. intellektueller Fähigkeiten.
Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit möglich.

SaferUse


Hast Du psychische oder körperliche Erkrankungen (u. a. Herz-Kreislauf-Probleme, Leber- und Nierenerkrankungen), setzt Du Dich womöglich einem besonderen gesundheitlichen Risiko aus, wenn Du Kokain konsumierst. Hol unbedingt vorher Infos dazu ein und verzichte im Zweifelsfall auf den Konsum!
Vermeide es, Kokain zu nehmen, wenn es Dir (körperlich oder psychisch) schlecht geht.
Konsumiere möglichst nur, wenn jemand bei Dir ist, dem Du vertraust und der im Notfall Hilfe holen bzw. leisten kann.
Achte darauf, was und bei wem Du kaufst. Nutze nach Möglichkeit »Drug Checking« (Substanzanalysen oder Schnelltests). Ohne Drug Checking weißt Du fast nie, wie hoch der tatsächliche Wirkstoffgehalt ist – deshalb erstmal mit einer niedrigen Dosis antesten!

Pass die Dosierung immer Deinem Körpergewicht an.

Kokain entzieht Deinem Körper wichtige Mineralien und Vitamine; trink deshalb immer genügend Wasser bzw. vitaminreiche Fruchtsäfte und iss frisches Obst und Gemüse. Den durch Kokain verursachten Kalziummangel kannst Du durch den Verzehr von Milchprodukten oder Hülsenfrüchten ausgleichen.
Beim Tanzen im Club: Gönn Dir auch mal eine Pause und geh an die frische Luft!
Beim Kokainkonsum kann es passieren, dass Du enthemmter bist und Dich selbst überschätzt. Tu deshalb möglichst nichts, womit Du Dich und andere in Gefahr bringen kannst (Nicht Autofahren!).
Versuche möglichst, den unangenehmen Gefühlen beim Runterkommen nicht durch weiteres Nachlegen zu begegnen.
Safer Sex schützt vor ungewollter Schwangerschaft, Ansteckung mit HIV und anderen Infektionskrankheiten.
Konsumpausen einplanen und einhalten.

Mischkonsum


Kokain und Alkohol:Wird erst Alkohol und dann Kokain konsumiert, bildet sich Cocaethylen (hemmt wie Kokain die Wiederaufnahme von Dopamin), dadurch erfolgt eine Stärkung der vitalen Funktionen - eine Steigerung des Aktivitätsdranges und eine Minderung des Alkoholrausches (Achtung großer Kater und Alkoholvergiftung möglich). Die Kombination fördert im Allgemeinen die Kommunikationsbereitschaft, aber mindert die Sensibilität. Dies ist ein Grund, warum es unter dem Einfluss dieser Kombination häufiger zu rücksichtslosem und aggressivem Verhalten sowie zu Prügeleien aufgrund von Nichtigkeiten kommt. Dauerkonsum von Kokain und Alkohol kann eine emotionale Verhärtung des Einzelnen bewirken.
Kokain und andere Stimulanzien (Speed, Koffein / Energie Drinks):Starke Belastung für das Herz-Kreislaufsystems, was zu lebensbedrohlichen Zuständen führen kann.


Frauenspecial


Frauen haben oft ein geringeres Körpergewicht als Männer – deshalb niedriger dosieren!
Kokainkonsum kann eine Veränderung Deines Hormonhaushalts bewirken. D.h., Menstruationsbeschwerden können verstärkt, der Monatszyklus gestört (unregelmäßige oder ausbleibende Periode) und die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden. Dennoch kannst Du schwanger werden!
Konsumierst Du häufig Kokain und nimmst die Anti-Baby-Pille, ist es außerdem denkbar, dass die empfängnisverhütende Wirkung der Pille abgeschwächt wird.
Der Konsum von Kokain kann (auch in Wechselwirkung mit anderen Substanzen) zu Erbrechen oder Durchfall führen. Treten diese Nebenwirkungen bis zu 4 h nach Einnahme der Pille auf, gelangt u. U. zu wenig Wirkstoff der Pille in den Blutkreislauf, so dass eine Schwangerschaft möglich ist.

DESHALB: mit Kondomen oder anderen nicht-hormonellen Verhütungsmitteln vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen!
Während Schwangerschaft und Stillzeit den Konsum einschränken, besser völlig darauf verzichten!
Häufiger Konsum von Kokain während der Schwangerschaft verringert das Geburtsgewicht deutlich und erhöht zudem das Risiko einer Totgeburt, angeborenen Missbildungen sowie von erheblichen Entwicklungsstörungen.

Abhängigkeitspotential


Nach dem Kokainrausch tritt eine Depression auf. Dieser Zustand lässt diese Konsumenten nicht selten schnell wieder zur Droge greifen, um der „Kokaindepression“ zu entkommen. Dieser Mechanismus ist gefährlich, da er schnell zu einer Abhängigkeit führen kann.

Das extreme Hochgefühl sowie das schnelle Abklingen der Wirkung steigert das Abhängigkeitspotential der Droge erheblich.

Es ist demnach nur ein weitverbreiteter Irrglaube, dass einmaliger Kokainkonsum nicht (psychisch) abhängig mache. Selbst der einmalige Gebrauch von Kokain kann schnell zu einer psychischen, nicht aber körperlichen Abhängigkeit führen.

Ein Spezifikum hierbei (noch stärker ausgeprägt beim Rauchen der Kokainbase Crack) ist die „episodische Gier“: Auch bei unerfahrenen Konsumenten kann, wenn die Drogenwirkung abklingt, ein starkes Verlangen eintreten, mehr zu konsumieren. Im Extremfall kann diese Konsumdynamik sog. „Binges“ (engl.; Episoden mit in kurzen Abständen erfolgendem Konsum) zur Folge haben, die viele Stunden oder gar mehrere Tage andauern. Eine Besonderheit bei langfristigem Kokainmissbrauch ist das Auftreten des sogenannten Dermatozoenwahns, der Überzeugung, dass sich Insekten unter der eigenen Haut bewegen. Außerdem wird die Kokainabhängigkeit häufig mit einem Verfall des Gewissens des Konsumenten in Verbindung gebracht – dies vor dem Hintergrund, dass die selbstbewusstseinssteigernde Wirkung im Zusammenspiel mit der Konsumdynamik das soziale Bewusstsein verblassen lässt (weshalb Kokain zuweilen als „Egodroge“ bezeichnet wird).

Crack


Durch Aufkochen von Kokainhydrochlorid mit Natriumhydrogencarbonat entsteht ein Gemisch aus Kochsalz (NaCl) und Kokain-Hydrogencarbonat, welches „Crack“ genannt wird. Crack sind Körner („Rocks“), welche bei 96 °C mit knackendem („to crack“) bzw. knisterndem („to crackle“) Geräusch als freie Base verdampfen. Diese Form von rauchbarem Kokain hat sich im Gegensatz zur Kokainbase durchgesetzt, da sie wesentlich einfacher, ungefährlicher und mit leichter verfügbaren Mitteln herzustellen ist. So ist reines Natriumhydrogencarbonat in Deutschland beispielsweise als Natron frei erhältlich. In vielen Quellen wird Backpulver angegeben, dies gilt zwar z. B. für die USA, in Deutschland gebräuchliches Backpulver ist jedoch kein reines Natriumhydrogencarbonat und daher ungeeignet.

Schwarzes Kokain


Während die o. g. Formen alle zum Konsum geeignet sind und/oder bei der Herstellung von Kokain entstehen, ist das sogenannte „schwarze Kokain“ („Coca Negra“) eine spezielle Form, die in jüngerer Zeit zum Schmuggeln verwendet wurde. Dabei wird Kokain z. B. mit Kobalt- und Eisenchlorid vermischt. In dieser (nicht konsumierbaren) Form wird Kokain nicht mehr von den üblichen Tests erkannt. Im Zielland wird das Kokain dann reextrahiert. Das vermutlich erste Mal wurde Kokain in dieser Form bei einer Beschlagnahmung 1998 in Deutschland entdeckt, woraufhin auch eine größere Menge von schwarzem Kokain am Flughafen Bogotá gefunden wurde, welches bereits zum Transport nach Afrika vorbereitet war.

Bilder

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